Die vier schweren Zwergdefekte

Zwergzüchter bzw. Züchter, welche Tiere mit Zwerggenen in der Zucht haben, sollen wissen, dass alle Zwergrassen vier schwere genetische Defekte tragen. Leider wissen das nur die wenigsten. Manche Linien scheinen stärker, andere leichter davon betroffen zu sein.

Diese vier Defekte treten leider auch in Rassen auf, welche das Zwergengen tragen.

 

Peanuts (Erdnüsse, Typzwerg)

Früher oder später findet jeder Züchter, welcher verzwergte Tiere oder Zwergengenträger hat sogenannte Peanuts in seinen Nestern. Peanut bedeutet Erdnuss. Es handelt sich um extrem kleine Tiere, welche eben den Zwergengensatz doppelt tragen (reinerbige Zwerge) sind. Doppelte Verzwergung ist aber leider immer tödlich.

Findet man also Peanuts in den Nestern, dann muss man davon ausgehen, dass beide Eltern echte Zwerge sind und jeweils einen Satz des Zwergengens tragen, der zweite Satz ist für die Normalgröße.

Es gibt Züchter, die lassen ihre Peanuts einfach sterben und andere die sie euthanasieren. Fakt ist, dass es keinen Sinn macht, die Tiere retten zu versuchen, denn sie sterben in jedem Fall. Will man aber der Natur ihren Lauf lassen, so sollte das Nest regelmäßig kontrolliert werden, weil die verstorbenen Tiere Leichengift und Verwesungsgase produzieren und dadurch Fliegen heranlocken. 

Unterschiede innerhalb eines Wurfes. Von oben nach unten Peanut, normal geformtes Klein Rex Junges und fetaler Riese (zu groß geborenes Klein Rex Kaninchen) Quelle: Nathalie Shobe

 

Max Factor

Max war ein Import Zwergkaninchen aus Europa, dass seinen Weg in die USA machte und dort leider einen Defekt einschleppte, welcher hierzulande wohl bekannt aber gut verschwiegen und drüben unbekannt war. Nach ihm wurde dieser schreckliche Defekt benannt, bei dem die Tiere mit offenen Augen, verdrehten oder schwer deformierten Hinterbeinen, offenen Rückenlinien, fehlenden Ohren....geboren werden. Die ersten beiden Symptome treten immer auf, die andern und viele mehr zwar nicht nur sporadisch, aber dafür zusätzlich. Der Defekt wird rezessiv weitergegeben. Die Tiere sterben innerhalb weniger Tage. Es ist aber auch schon gelungen, manche eine Zeit lang aufzuziehen. Dabei sind die nicht funktionierenden Lider nicht so sehr ein Problem als die vielen anderen multiblen Behinderungen. Das Euthanasieren dieser Tiere wird von Tierärzten angeraten. 

 

Quelle nicht mehr bekannt

 

Hippo- oder Nilpferdfaktor

Dieser Defekt ist noch nicht gänzlich geklärt, hängt aber definitiv mit dem Zwergengen zusammen. Die Jungen werden großteils tot geboren oder sterben gleich nach der Geburt. Sie sind schwer deformiert. Sie sind klein, überdimensional dick (breiter als lang) und oft fehlt das Gesicht bzw. sind sie auch Zyklopen (ein Auge mittig auf der Stirn).

 

Man geht bei 30 % der Fälle von einer Chromosomenaberration aus. Auffällig ist, dass Faktoren wie das Alter der Häsin und der Wurfgröße das Auftreten dieses Defektes NICHT zusammenhängt. Infektionen Pasteurella multocida sowie Pasteurella haemolytica des Muttertieres sind oft zu beobachten. Wenn man eine fast 98% Durchseuchung mit Pasteurellen bei europäischen Kaninchen bedenkt, so ist es wiederum ein seltener Defekt. Amerikanische Studien zeigen, dass eine häufige Antibiotikabehandlung von Kaninchen zu einer Häufung der zyklopischen Jungtiere des Hippofaktors in den Nestern beobachtet werden kann. Bei anderen Säugern hat man entdeckt, dass die Alkaloidwirkung von Veraturm californicum (https://de.wikipedia.org/wiki/Germer_(Gattung) hippoartige Junge hervorbringt.

 

 Die Behandlung mit Fenbendazol (   https://de.wikipedia.org/wiki/Fenbendazol ) kann bei Kleinsäugern und kleinen Wiederkäuern  bereits in zweifacher Dosierung zu Zyklopie führen und dem Ausbilden von schwerst defekten Jungen führen.

Quelle: M.D. Martine-Savoie

 

Siechende Zwerge

Diese Tiere entwickeln sich ausgesprochen gut bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie von der Mutter bzw. von der Milchnahrung abgesetzt wird. Interessant ist, dass es aber auch genügend Tiere gibt, die bereits während der Säugeperiode dahinsiechen.

Es lässt sich jetzt noch nicht direkt nachweisen, dass es mit dem Zwergengen zusammenhängt, aber ihre Anhäufung ist relativ hoch. Die Tiere beginnen nach der festen Nahrungsaufnahme relativ schnell zu verfallen. Sie verziehen sich in eine Ecke, knirschen mit den Zähnen (manche nicht) und werden immer schwächer. Manche werden aber nur dünner und dünner und wachsen nicht mehr und eines Tages sind sie tot. Sie haben weder Durchfall noch eine ansteckende Krankheit. Beim Öffnen der Tiere fällt auf, dass die Magenwände verdickt sind. Weitere Studien dazu stehen noch aus. 

siechender Zwerg bereits während der Säugezeit (Quelle privat)

Nach oben