Hypospadie - Spaltpenis

 

Die Hypospadie ist eine angeborene Entwicklungsstörung der Harnröhre (Urethra). Dieser Defekt ist oft der Grund für die falsche Identifizierung der Geschlechter beim Kaninchen. Seit ca. 30 Jahren tritt der Defekt häufiger auf bzw. wird öfter davon berichtet. Hypospadie tritt bei allen Säugern auf.

 

Der entscheidende Moment in der Penisentwicklung liegt in der Embryonalentwicklung der ersten Trächtigkeitswoche. In dieser Zeit stimulieren männliche Hormone die Formierung eines Urinkanals bzw. der Harnröhre und der Vorhaut. Einflüsse aller Art können während dieser hormonaktivierten Phase zu angeborener Missbildung  führen. Gerade in dieser Zeit ist der Einfluss verschiedener Stoffe auf den Hormonhaushalt besonders stark. Dabei ist der Spaltpenis ein häufiger angeborener Defekt, der etwa bei 1 von 1500 vorkommt.

 

Meist tritt der Spaltpenis bei Kaninchen auf, die sonst keinerlei Geburtsdefekte zeigen. Die Öffnung der Harnröhre ist dabei nicht an der Eichelspitze, sondern irgendwo anders. Je nach Schweregrad des Defekts kann der Penis von einer vergrößerten Urinalöffnung bis zum komplett aufgeschlitzten Penis, welcher dann der Scheidenöffnung der Häsin gleicht, ausgebildet sein. .

Gerne ist bei verschiedenen Linien zu beobachten, dass auch die Vorhaut nicht korrekt konfiguriert ist. Sehr häufig ist sie fehl- oder unterentwickelt. 10% der Rammler, welche eine ausgebildete Hypospadie zeigen, haben auch das Problem der Kryptorchismus-. Das bedeutet, das die Hoden im Bauchraum verblieben sind (einer oder beide bzw. sie teilweise dadurch unterentwickelt sind).

 

Wo kommt das Problem nun her?

 

Der Fehler tritt nur bei reinerbig befallenen Tieren (hy/hy) in Erscheinung.Es handelt sich hier um ein rezessives (überdeckbares) Gen  Hier muss dazu gesagt werden, dass er über die Mutterlinie weitergegeben wird, wenn wir vom genetisch bedingten Fehler sprechen.

(Quelle: Privat)

Selbst bei mehrfachen Verpaarungen der gleichen Eltern muss der Defekt (wenn nicht der Inzuchtfaktor schon sehr hoch ist) nicht auftreten und dann bei der Verpaarung x trifft es alle Söhne.

Ich muss dazu aber  sagen, dass das Phänomen Spaltpenis ein wenig umstritten ist, denn es nicht 100% genetisch festgelegt - wenn gleich es interessant ist, dass immer in der Mutterlinie irgendwo Cousins und Onkeln liegen, die das gleiche Problem hatten. Oft ist die Entstehung des Spaltpenises bereits vorgeburtlich durch endokrinologische oder teratogene Einflüsse gegeben: massiver Einsatz von Chemikalien im Stall (Desinfektionsmittel), Chemikalien im Grundwasser, Spritzmittel auf dem Futter (inkl. Kunstdünger und humane bzw. tierische Hormonrückstände im Heu...). Vor allem scheint Formaldehyd massiven Einfluss auf die Störung der Ausbildung der Geschlechtsorgane haben.

 

Das Spaltpenisproblem ist  keine Spontanmutation  sondern liegt meist 30 Jahre zurück. Fehlbildungen im Genitaltrakt traten in den letzten Jahren bei vielen Tieren (und beim Menschen)  häufiger als früher auf. Da kommen z.B. das Grundwasser und die Klärschlammdünngung dazu. Hormone aus unseren Haushalten oder den Hormonhaushalt beeinflussende Stoffe (Waschmittel, Kosmetika, Antibabypille durch Urinausscheidung...) kommen unbemerkt ins Tierfutter bzw. Wasser.

 

Das Problem liegt nicht nur beim Kaninchen, da ja ein eklatanter Anstieg von Deformationen bei Neugeborenen (Buben) überall beklagt wird. Und das liegt also jetzt nicht unbedingt bei uns, sondern bei dem, was in den vergangenen Jahrzehnten passierte. Ist der Hund einmal in einer Sache begraben, dann können wir ihn nimmer ausgraben. Wir müssen also rigoros durchgreifen. Wenn also ein Spaltpenis vorkommt (oder andere Defekte), lohnt es sich definitiv eine Rückverpaarung auf die Eltern beider Seiten zu machen. 

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