Schmetterlingsfaktor und Charlie = Chaplin

 

Der Schmetterlingsfaktor oder auch „Butterflyfactor“ ist vielen Züchtern optisch von den Normalhaarscheckenrassen (Riesenschecken, Tschechische Schecken, Englische Schecke…) bekannt. Dabei soll die Zeichnung am Körper des Tieres auf beiden Seiten der Rückenlinie identisch sein. Sie besteht aus einem Aalstrich am Rücken, einer vom Standard vorgegeben Anzahl an Punkten, gefärbten Ohren, Augenringen, Schmetterling (Schnauzpartie) und dem Dorn bzw. bei den Widderrassen und der Mecklenburgerschecke aus einer gleichmäßigen flächendeckenden Mantelscheckung mit vollfärbigem Kopf, Stern oder kleiner Blesse.

Fast perfekte Schmetterlingszeichnung 

Bildquelle: Gwen Crittenden

 

Bei Klein Rex Kaninchen sollte diese Zeichnungsform eigentlich auch vom Dalmatiner bzw. der dreifärbigen Klein Rex Schecke gezeigt werden. Der Begriff des Schmetterlingsfaktors wird kaum im Deutschen verwendet, bzw. wenn, dann wird oft von dem als Schmetterling bekannten Nasen-und Mundzeichnungsbereich ausgegangen. Ausgegangen ist die ganze Zeichnung von der englischen Punktscheckung, welche maßgeblich alle anderen Punktscheckenvarianten gegründet. Es gehören aber auch die europäischen Mantelscheckenrassen zb. Widdermantelschecken dazu.

 

 

Drei verschiedene Farben der Dreifärbigkeit bei drei Tieren mit Butterflyfaktor

 

Interessant erscheint, dass in Linien aus Schmetterlingszeichnung Chaplins mit Megacolon fallen. 

 
Melvina Grossett "Ladybug" - ein perfektes Beispiel für den Schmetterlingsfaktor - wenn das Tier auch wie ein Marienkäfer aussieht :)
 
Was ist nun ein Chaplin oder ein Charlie?
 
Der Begriff Chaplin (spr. Tschäplin) kommt vom amerik. Schauspieler Charlie Chaplin, welcher bekannt für seine weiße Haut, die schwarze Melone und den Schnäuzer war. Ähnlich wirkt auch das Kaninchen, welches einen doppelten Satz an Scheckengenen aufweist und im Erscheinungsbild ein wirklich schwach gezeichnet ist. Der deutsche Begriff Weißling wird immer seltener verwendet, da Laien die Begriffe Weißling und Albino prinzipiell vertauschen. 
 
 
Meist werden die Tiere gnadenlos aus den Nestern geholt und getötet. Dabei wäre ein gesunder Chaplin ein Segen für jeden Stall. Der Tierschutz hat daher eingefordert, dass die Zücher keine Scheckenverpaarungen machen dürfen. Leider hat man zu wenig in die Sache hineingesehen, da es genügend gesunde Chaplins gibt. Zu wissen, dass man Chaplins produziert und die aus dem Nest heraus zu töten ist nicht nur verwerflich sondern auch strafbar. 
 
Es ist auf Anhieb und selbst mit viel Erfahrung oft nicht einfach einen richtigen Chaplin (gen. Doppelschecke) zu erkennen. Eine gute Daumenregel ist: weniger als 5 % Zeichnung. Leider stimmt das auch nicht immer, denn es gibt ausgesprochen schlechte Dalmatiner, die noch weniger Zeichnung haben bzw. was wäre dann bei einem Hotot-Kaninchen (davon abgesehen, dass es eine Holländerzeichnung ist).
 
Zuerst mal zur Theorie:
 

K = ungescheckt

k = gescheckt

Typische Schecken werden mit Kk gekennzeichnet und sind spalterbig. In der Literatur wird leider nicht unterschieden, ob es sich um Mantel- oder Punktscheckung handelt. Fakt ist, dass beim Klein Rex Kaninchen mittlerweile beide Varianten vorliegen bzw. auch unter Umständen noch mit der Plattenscheckung kombiniert vorkommen können und dazu noch der Faktor AmB (American Booted) kommt.

 

Da „K“ mit einem Semi-Lethalfaktor kombiniert ist, sollte man nur Schecken mit einfärbigen Tieren verpaaren. Ein Tier, welches einen doppelten Satz an Scheckengenen aufweist (beide Eltern müssen dazu echte Schecken sein, Japaner sind KEINE Schecken) wird als Charlie oder Chaplin bezeichnet.

 

Der echte Chaplin MIT Semil-Lethalfaktor bildet ein sogenanntes Megacolon aus (ähnlich dem menschlichen Morbus Hirschsprung Syndrom), welches unweigerlich über kurz oder lang, mit und ohne Behandlung des Tierarztes zum Tod führt. Interessanter Weise finden sich diese Chaplins nur bei jenen Klein Rex Kaninchen, welche europäische Rexlinien führen bzw. irgendwo in ihrer Linie die Punktscheckung der Englischen Schecke tragen (Schmetterlingsfaktor). Tiere aus den reinen US-Linien bzw. die meisten (nicht alle) Chaplins aus den extremen Mantelscheckenlinien (booted) bilden kein Megacolon aus und sterben nicht. Echte „Booted“ Kaninchen (weiße Zeichnung nur mehr auf Zehen und Halskrause reduziert) produzieren keine Chaplins obwohl beide Elterntiere Schecken sind.

Megacolon eines echen Chaplins (12. Lebenswoche)

 

Durch die vielfältige Mischung der Scheckengene finden sich heute viele Tiere, die beide Anlagen (also Punkt- und Plattenscheckung) in sch tragen. Aus solchen Linien fallen gerne (leider nicht immer) Chaplins, die sich leicht, ganz leicht sogar großziehen lassen können (wie z.B. Caldwell's Sonic). Diese Tiere sind ein Segen, den der gesamte Wurf aus der Verpaarung mit einem vollfarbigen Tier wird definitiv gescheckt sein. 

 

Diese beiden Jungtiere zeigen sehr genau, dass sie beide Scheckungsgene tragen. Einerseits ist am Kopf die gute Punktscheckung und Aalstrich zu sehen, andererseits zeigen sie auch noch die Ringzeichnung der Plattenschecke. Würde man diese Tiere verpaaren, ist die Chance gesunde Chaplins zu bekommen sehr hoch. Dieser Variante ist die am wenigsten Kopf gezeichnete der Scheckungsvariante "Splash"

US Sieger Tiere (Schwestern) schwarz-weiße Splash gezeichnete Häsinnen meiner Freundin Berlena Reynolds.

In den reinen amerikanischen Linien des Klein Rex Kaninchens gibt es keine lethalfaktorbesetzten Tiere. In Europa existieren sie leider schon. Das liegt darin, dass die Standardkommissionen von Anfang an Dalmatiner wünschten und somit dieses Potential eingekreuzt werden musste. 

Fallen aus europ. Klein Rex Dalmatinern Chaplins, sind sie mit großer Wahrscheinlichkeit mit dem tödlichen Faktor besetzt. Fallen Chaplins aber aus Klein Rex Mantelschecken Linien (egal welcher Farbe), so ist die Wahrscheinlichkeit GERING, dass die Tiere an dem bekannten Problem versterben werden. 

In den gemischten Linen der Mantelschecken (es wurde ja recht viel herumgekreuzt mittlerweile), fallen häufig Tiere, deren Scheckung ähnlich dem Buckshot (Flintenschuss) sehen, aber keine sind. Und hier beißt sich das Kaninchen in den Schwanz. Diese Tiere haben definitiv mehr als 5 % Zeichnung, deren Nachwuchs ist, wenn untereinander verpaart, definitiv mit dem Lethalfaktor behaftet.

 

Megacolonträger

 

Woran kann man nun am besten erkennen, was passieren wird?

Möglichkeiten
Eltern mögliche Chaplins
vollfarbig nein
Punktschecken beide  ja lethal
Punktschecke/vollfarbig nein, bei >5% falscher Chaplin
Holländer/Punktschecke nein
Holländer/Holländer nein
Splash/Splash

nein

MS amB/MS amB nein
MS amB/Punktschecke nein
MS europ/Punktschecke ja, lethal
MS europ/MS europ ja 
...  

 

Die Zellbildung im Darmbereich scheint gleichzeitig mit der Farbzellbildung vom Rücken auszugehen. Je weiter die Punkte und Zeichnung am Bauch hinunterreicht, desto besser ist der Darm ausgebildet, desto geringer ist die Chance, dass die Tiere einen doppelten Darm ausbilden. 

 

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